Kirche ist im Wandel, da sich die Gesellschaft wandelt. Im Eichsfeld wird ein Konzept erarbeitet, das auf Regionalisierung setzt und das vermutlich auch in anderen Regionen ähnlich auf den Weg gebracht werden muss. Der Landkreis Göttingen wird den Prognosen nach wie viele andere auch weiterhin deutlich Einwohner verlieren, wodurch die Kirchen gezwungen sind, ihre Strukturen dahingehend anzupassen. Am Samstag fand dazu im Dorfgemeinschaftshaus in Wollershausen ein Tag für Kirchenvorstände in der Region Eichsfeld statt, um genau in diesen Planungen voranzuschreiten und dabei alle Gemeinden mitzunehmen.
„Da sich diese Entwicklung durch ganz Niedersachsen zieht, gibt es seitens der Hannoverschen Landeskirche eine Sparvorgabe von 12 Prozent, die in den Gemeinden vor Ort umgesetzt werden müssen“, sagt Superintendentin Ulrike Schimmelpfeng.
Ab 2028 werden der Region Eichsfeld insgesamt 82 000 Euro pro Jahr weniger zur Verfügung stehen. Dennoch sollen die Gemeinden natürlich handlungsfähig bleiben, so dass dringend neue Rahmenbedingungen geschaffen werden müssen. Darum, Kirche vor Ort fit für die Zukunft zu machen, kümmerten sich in der letzten Zeit bereits die Kirchenvorstände und eine Regionalgruppe, bestehend aus den vier hauptamtlichen Pfarrpersonen und je einem Kirchenvorsteher aus jedem der sechs Pfarrorte Bilshausen, Duderstadt, Gieboldehausen, Hilkerode, Lindau und Wollershausen, deren oberstes Zeil es war, die Einschnitte so gut wie möglich abzufedern. Unterstützt wurden sie dabei von einem Gemeindeberatungsteam aus der Landeskirche Hannovers.
„Die Herausforderungen sind groß, die Chancen aber auch! Ja, manches wird anders sein als wir es in der Vergangenheit kennengelernt haben und es uns vertraut ist“, sagt Pastorin Christina Abel aus Duderstadt, „Aber diese Veränderung wird es möglich machen, dass wir in jedem Ort des Eichsfeldes weiterhin als Kirche ansprechbar und erkennbar sein können.“ Kirche im Eichsfeld soll auch weiterhin attraktiv sein, betonen Diakon David Scherger und die Kirchenvorsteherin Anja Werner aus Duderstadt und fassen die vielen Sitzungen, Planungen, konstruktiven Diskussionen über Konzepte und und und der letzten Zeit in einem „Wir haben es uns nicht leicht gemacht, aber mit Freude und Engagement geplant – und sind so noch näher zusammengerückt“ zusammen.
Wichtig ist allen Beteiligten, dass nicht an jenen Strukturen gespart wird, die für eine Kirche lebenswichtig sind. Sekretär*innen, Küster*innen, Organist*innen sollen natürlich auch weiterhin Ansprechpartner vor Ort sein. Die drei Pfarrbüros in Duderstadt, Gieboldehausen und Lindau sollen erhalten bleiben. Ebenso soll es auch weiterhin Gemeindehäuser als Orte der Begegnung geben und selbstverständlich Gottesdienste. Allerdings soll in der Verwaltung vieles gebündelt werden, hier richtet sich der Blick auf eine Gesamtkirchengemeinde, also einen Zusammenschluss ähnlich einer kommunalen Samtgemeinde. Alle sechs Orts-Kirchengemeinden werden sich bis 2025 unter einem Gesamtkirchenvorstand zusammenschließen, aber auch eine gewisse Eigenständigkeit, durch den Erhalt eines eigenen Kirchenvorstandes behalten. Ab 2025 werden der Gesamtkirchengemeinde zwei volle Pfarrpersonen plus eine halbe Diakonenstelle zur Verfügung stehen. Dazu wurden am Samstag beim KV-Tag die ersten Weichen Richtung Zukunft gestellt: Welches Profil soll die Gesamtgemeinde haben? Wo kann es welche Schwerpunkte geben? Und: Was ist uns wichtig bei der Erarbeitung einer Satzung? Herauskristallisiert hat sich, dass jede Pfarrperson in jeder Kirchengemeinde präsent sein wird. Dazu ist ab Ende August ein „Kanzeltausch“ geplant, an dem die Pastoren die jeweils anderen Gemeinden aufsuchen und Gottesdienste halten. So besteht die Gelegenheit, alle Pastorinnen und Pastoren kennenzulernen. Dazu sagt Pastor Johann-Hinrich Witzel, Pastor in Gieboldehausen und Wollershausen: „Es geht um viel mehr als nur darum, dass die Pastoren die Stellen oder eben Kanzeln wechseln. Wir brechen auf in ein neues Miteinander. Jeder von uns, ob haupt- oder ehrenamtlich, bringt sich mit seinen Stärken und seiner Passion für Kirche ein – und zusammen bilden wir ein Team. Und dass die Gesichter der Pastoren überall bekannt und vertraut sind, das ist Teil dieser Teambildung.“
Ein neuer Gottesdienstplan wird bereits ab 2023 erprobt. Auch soll verstärkt zu gegenseitigen Gottesdienstbesuchen und Regionalgottesdiensten eingeladen werden. Die Regionalgruppe wird an diesem Prozess weiterarbeiten und regelmäßig berichten.