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(Lebens)Umleitungen

11. Juli 2022

Die ersten Bundesländer sind bereits in die Sommerferien 2022 gestartet. Schülerinnen und Schüler, Eltern und Erziehungsberechtigte und auch Lehrerinnen und Lehrer haben neben Unterrichtsinhalten ein enorm herausforderndes Schuljahr hinter sich gebracht; ein Schuljahr beispielweise mit verschiedensten Vorgaben Corona betreffend: Masken auf, Masken ab, Distanzunterricht, Unterricht in halben Lerngruppen, Unterricht in der Schule, Abstand, Einbahnstraßenregelungen auf den Gängen und in der Mensa etc.

In drei Tagen stehen die Ferien bei uns in Niedersachsen an und es geht für viele in den nahen oder auch fernen Urlaub, zu Verwandtschaftsbesuchen, zu Freundinnen und Freunden... Manche haben schon ganz konkrete Vorstellungen von den Ferien, für andere ist die Ferienplanung noch unklar.

Fest steht, dass wir nicht nur, wenn wir die Urlaubszeit vor Augen haben, sondern immer auf unseren Lebenswegen unterwegs sind. Manchmal sind es ganz sichere und bekannte Wege, manchmal begeben wir uns aber auch auf eher unsichere Pfade. Wir alle machen in unserem Leben Weg-Erfahrungen, die ich gelegentlich mit den Schildern im Straßenverkehr vergleiche.

Zur beginnenden Urlaubszeit ist mir sofort das Schild „UMLEITUNG“ in den Sinn gekommen, denn nicht nur bei der Urlaubsanreise, sondern auch Wege im Leben oftmals anders verlaufen, als man geplant oder gedacht hat. Manchmal sind Straßen und Wege gesperrt und es bleibt einem nichts anderes übrig, als eine Umleitung zu nehmen. Dieses Schild kann dann auch der Garant für einen Schlechte-Laune-Anfall sein, denn Umleitungen können unangenehm sein. Einige erleben eine solche Lebens-Umleitung vielleicht schon in der Schule, wenn beispielweise eine Klasse wiederholt werden muss. Oder man unbedingt einen bestimmten Beruf erlernen möchte und auch hier der Weg nicht sofort zum Traumjob führt. Oder im Urlaub, wenn der Wanderweg zur nächsten Hütte gesperrt ist und man eine andere ansteuern muss.

Ist eine Umleitung aber per se negativ?

Man muss sich immer bewusst sein, dass der Weg trotz eingeschlagener Umleitung wenigstens weiter geht, wenn auch anders als gedacht. Man tritt wenigstens nicht auf der Stelle oder bleibt ganz stehen. Wenn ein (Lebens)Weg gesperrt ist, ist es gut, wenn Umleitungen angegeben sind, die eine Hilfe in der Orientierungslosigkeit sein können. Im Auto berechnet das Navi schnell eine Alternativroute, bei Lebenswegen geht das nicht so unkompliziert. Auf Lebensweg-Umleitungen trifft man aber auf Menschen, mit denen man sonst mit Sicherheit nicht in Kontakt gekommen wäre. Bei aller Enttäuschung darüber, dass der ursprünglich geplante Weg – warum auch immer – nicht möglich ist: Umleitungen bieten auch neue Chancen.

Für die Fahrt in den Urlaub wünsche ich Ihnen eher Schilder wie „Aufhebung aller Beschränkungen“. Und sollte es eine Umleitung geben, hoffe ich, dass Sie die Erfahrung machen, dass sich der Umleitungsweg im Nachhinein doch gelohnt hat.

Seien Sie gut behütet und bleiben oder werden Sie gesund.

Ihr
Dr. Lars Bednorz
Kirchenvorsteher an St. Servatius