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Blickrichtungen

28. Oktober 2021

Wandern im goldenen Spätherbst - da erfreuen uns farbenprächtige Ausblicke und sie stimmen uns in eine gewisse Melancholie ein. Im benachbarten Thüringen lädt ein wunderschöner Panoramaweg zum Wandern und Verweilen ein - nicht nur im goldenen Spätherbst.

Von der kleinen Ortschaft Bernterode aus begibt man sich auf Schusters Rappen in eine reizvolle Landschaft. Nach einer kurzen Wegstrecke erreicht man den idyllischen Mühlenweg. Dort steht eine Holzbank, die mich in ihrer besonderen Bauart ziemlich überrascht hat. Sie bietet nämlich Sitzmöglichkeiten, von denen man den Blick in verschiedene Himmelsrichtungen schweifen lassen kann. Das musste natürlich sofort ausprobiert werden.

Und wenn man da so auf der Bank verweilt und die Blickrichtungen wechselt, da wird einem bewusst:

Wie viele gedankliche Blickrichtungen hat man eigentlich in seinem Leben? Oder hat man sich in gewissen Dingen schon so festgelegt, dass es nur noch für eine Blickrichtung reicht. Dieser gedankliche Blick in nur eine Richtung, wird auch gerne als Tunnelblick bezeichnet. Einen derartigen Tunnelblick, den man ja eigentlich vermeiden sollte, den bekam ich in dieser landschaftlichen Vielfältigkeit aber trotzdem noch. Von weitem sah man den imposanten Höllberg-Tunnel, der den Autofahrerinnen und Autofahrern eine sichere Weiterfahrt auf der Autobahn bescheren soll.

Diesen Blick vom Waldesrand auf den weit entfernten Höllberg-Tunnel, den sollten Sie sich an einem herrlichen Wandertag auch mal gönnen. Denn solch einen Tunnelblick zu haben, das stellt sich doch als völlig problemlos dar, oder?

Ich wünsche Ihnen trotzdem stets verschiedene Blickrichtungen, ob in der Natur oder in ihren Gedanken.

Ihr
Jürgen Sczuplinski
Kirchenvorsteher an St. Servatius