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Ein gemeinsamer Ort in den Sternen

27. August 2020

Einmal weit weg beamen. Das Fernweh stillen. Für viele gehört das ganz fest zu einem gelungenen Sommer. Besonders in einem Jahr, in dem es auf den richtigen Abstand zueinander ankommt. In einem Jahr, in dem man das Weite aber auch nicht so recht zu suchen wagt. Wohin also mit sich? Wir haben das Weite gesucht und gefunden. Nicht in einem Zwei-Drei-, Vier- oder gar Fünf-Sterne-Hotel. Nein, unser Hotel hat nicht weniger als eine Million Sterne. Auf einem Polster voll Luft in einem Zelt unter dem Himmelszelt.

Das Leben stellt uns doch gerade auf eine besondere Probe. Wie gut schaffen wir es, verantwortungsvoll miteinander umzugehen? Wie gut lässt sich die räumliche Nähe zueinander auf Dauer unterdrücken, ohne die emotionale Nähe außer Acht zu lassen. Und wie gut lässt sich der neu antrainierte Abstand irgendwann auch wieder abbauen?

Eine klitzekleine Hilfe bei dieser übergroßen Aufgabe kann der Blick in die unendliche Weite sein. Dieses Unendliche, das über uns liegt, lässt das Endliche auf unserer Erde doch oft in einem etwas anderen Licht erscheinen. Es mag einem bewusst machen, welch winziger Teil einer riesigen Galaxie man doch selbst bloß ist. Es lässt aber auch dieses riesige Wunder noch einmal größer erscheinen, dass man genau jetzt in dieser Sekunde mit seinen Liebsten auf der Welt leben darf; auch wenn diese Welt manchmal noch so verrückt spielt – und sie einem gerade viele gemeinsame Tage, Wochen und Monate stiehlt.

„Opa, hast du auch die vielen Sternschnuppen gesehen?“ „Was hast du beim Anblick des Kometen gedacht?“ In unserem Eine-Million-Sterne-Hotel lässt sich nicht nur das Fernweh stillen. Es hat auch das Potenzial, ein wenig mehr Nähe zu den Enkeln, Kindern, Eltern und Freunden zu schaffen, die in dieser Zeit oft in weiter Ferne sind; ein gemeinsames Erlebnis, auch wenn man an verschiedenen Orten ist. Der gemeinsame Ort liegt dann in den Sternen.

Dieses himmlische Gefühl wünsche ich Ihnen auch.

Ihr Jürgen Sczuplinski
Kirchenvorsteher an St. Servatius