„Schau nochmal auf diesen Punkt.
Das ist hier. Das ist zu Hause. Das sind wir.
Darauf hat jeder, den du liebst, jeder,
den du kennst, jeder, von dem du jemals gehört hast,
jeder Mensch, der jemals war, sein Leben gelebt.“
Carl Sagan
(US-amerikanischer Astronom u. Schriftsteller)
Die Raumsonde Voyager 1 startete im Jahr 1977 vom Weltraumbahnhof Cape Canaveral in Florida, sie ist die erste Sonde, die unser Sonnensystem verließ. An ihr befindet sich eine goldene Schallplatte, die das Leben auf unserer Erde darstellt. So soll mit Außerirdischen kommuniziert werden – falls es welche gibt. Sozusagen eine wissenschaftliche Flaschenpost. Es ist die Weltraummission schlechthin. Auf lange Sicht betrachtet, könnte es der einzige Beweis unserer menschlichen Existenz sein. Die Sonde reist noch viele Millionen Jahre in ferne Welten. Wer weiß, ob es dann unsere Erde überhaupt noch gibt.
Doch was für ein Bild wird ein künftiger Flaschenpostfinder einmal über uns finden? Darüber hatte man sich natürlich ausgiebig Gedanken gemacht. Auf den Schallplattenseiten sind freundliche Grüße in 55 Sprachen zu finden, außerdem auch Geräusche von Wind, Wetter und Tieren und einige Musikstücke von Beethoven, Mozart und Armstrong (Louis nicht Neil...) und anderen Künstlern. Eine Sammlung voller Vielfalt, Talent und Können. Unsere guten Seiten natürlich.
Wir haben darauf ein Selbstbild gezeichnet, das nicht nur den Zweck haben sollte, damit irgendwann einmal außerirdischem Leben zu imponieren. Es sollte uns bei allen dunklen Seiten, die unsere Welt jeden Tag in Atem hält, erst recht ein Vorbild für uns selbst sein, diese guten Seiten in unserem Alltag stärker zu betonen. Unsere Herzenswärme, wie Liebe, Freundlichkeit, Zusammenhalt, Toleranz und Güte - das sind unser Stärken, die ein Miteinander erst lebenswert machen. Unser Planet schwebt mit uns luxuriös im Weltall. Um uns herum ist es aber leer, dunkel und bitterkalt. Deshalb müssen wir hier, auf unserer Erde, diese Herzenswärme jeden Tag neu entfachen und an unsere Mitmenschen weitergeben.
Bevor die Voyager 1 unser Sonnensystem am Valentinstag 1990 verließ, schoss sie noch ein Abschiedsfoto von der Erde. Wir erkennen unsere „Murmel“ darauf nur als blassen, blauen Punkt – noch nicht mal von der Größe einer Stecknadel. Als „Pale Blue Dot“ wurde diese Aufnahme weltberühmt. Das Foto zeigt uns, wie allein wir in der Galaxis doch sind. Nicht im Entferntesten die Spur von unseren guten und schlechten Seiten. Aber ein Beleg für das Glück, auf diesem einsamen Punkt im kalten Weltall unbändige Wärme spüren und leben zu können.
Ihr
Jürgen Sczuplinski
Kirchenvorstand an St. Servatius