imPuls

Olympia 2022

14. Februar 2022

Schneller, höher, stärker – Olympia 2022

Es kommt wieder Olympia im Fernsehen. Ich liebe es, die Sommer- und die Winterspiele zu sehen. Skandale und Probleme blende ich total aus und genieße das Zusehen beim sportlichen Wettkampf. Die Bobfahrerinnen, Skispringerinnen, Biathlon-Teams und Snowboarder haben es mir angetan.  

Im Guten gegeneinander und miteinander zu kämpfen gehört schon immer zu uns Menschen. Das gilt nicht nur für den Sport, sondern zum Beispiel auch für verantwortliches Wirtschaften, wo gilt: Konkurrenz belebt das Geschäft. Ein gesunder Wettbewerb, nicht nur im Sport, ist nichts Schlechtes. Ganz im Gegenteil: Er treibt uns zu Höchstleistungen an. 

Schon die Bibel kennt solch einen sportlichen Wettkampf, als Johannes und Petrus zum Grab rennen – und Johannes ist schneller. Die Bibel fordert uns zum Wettkampf auf, den anderen höher zu achten als uns selbst. Und genügend Weisheit macht den Weisen stärker als „zehn Gewaltige“. Deshalb muss klar sein: Worin schneller – und wozu? In welcher Beziehung höher – und warum? Wobei weiter – und zu welchem Zweck? Denn das Motto drückt nicht ausschließlich einen gesunden Wettbewerb aus.

„Schneller, höher, weiter“ kann auch eine falsche, gefährliche Spirale sein. Dann nämlich, wenn aus dem gesunden Wettbewerb ein ungesunder wird. Da sind wir unvermittelt in der Wirklichkeit unseres Alltags angekommen: in der Arbeit und im krampf- und krankhaften Vergleichen in vielerlei Hinsicht. Wenn alle Not aus dem Vergleichen kommt, dann kann der tägliche Wettbewerb um das Besser-Sein uns kaputt und krank machen. 

Deswegen kennt die Bibel auch „Langsamer, niedriger, näher“. So empfiehlt das Wort Gottes, langsam zum Reden und zum Zorn zu sein. Ein Psalm lehrt uns, dass wir niedriger gemacht sind als Gott und Lukasevangelium, dass es heilsam ist, näher zu Jesus zu kommen. Also keine Angst vor dem gesunden Wettbewerb, aber Aufmerksamkeit darauf, dass wir dessen Ergänzung nicht vergessen. 

Ich wünsche allen Athletinnen und Athleten, dass sie ihren sportlichen Siegen und ihren Niederlagen mit Demut und auch Stolz begegnen können. Und uns allen, die wir zu schauen wünsche ich, dass wir uns immer wieder an die einzelnen Personen zurückerinnern, die hinter den Leistungen stecken. Ich wünsche uns, dass wir ihnen Nähe, Langsamkeit und Niedrigkeit gönnen können.  

Ihre
Juliane Borth
Vikarin an St. Servatius