Wenn ich mir diese beiden „Zwergsonnenblumen“ in meinem Garten so an-schaue, muss ich an das Gleichnis vom Sämann denken, bei dem die Samen auf unterschiedliche Böden fallen und dann unterschiedlich Frucht bringen.
Allerdings ist es hier ein wenig anders. Die beiden Pflanzen hatten die gleichen Voraussetzungen, um zu gedeihen: sie wurden vorgezogen und waren gleich weit entwickelt, als sie nach draußen gepflanzt wurden. Nur wenige Zentime-ter auseinander – bei identischen Bedingungen – wuchsen sie völlig unter-schiedlich. Eine der Sonnenblumen ist derzeit gut 70 cm hoch und blüht be-reits, die andere befindet sich mit gut 20 cm in Bodennähe.
Die gleiche Menge an Wasser, Licht und Wärme und Liebe führt also nicht im-mer zu einem identischen Ergebnis. Das muss auch eine so unbedarfte Gärt-nerin wie ich erkennen. Aber vielleicht ist es so: wenn die großgewachsene Pflanze bereits verblüht ist, dann kommt die Zeit der kleinen Sonnenblume, die in der Zwischenzeit (hoffentlich) zugelegt hat und uns dann mit ihrer Blüte erfreut.
Genauso kann man das aber auch auf das Leben übertragen: es sind die glei-chen Voraussetzungen und Rahmenbedingungen vorhanden – aber das Er-gebnis ist immer ein anderes. Immer individuell, immer einzigartig.
Ich wünsche Ihnen auch spannende Entdeckungen in Ihrem Garten und der Natur in diesem Sommer.
Ihre Anja Werner
Kirchenvorsteherin an St. Servatius